Was ist eine Unterversicherung in der Wohngebäudeversicherung?
Eine Unterversicherung in der Wohngebäudeversicherung liegt vor, wenn der Versicherungsschutz nicht ausreicht, um die tatsächlichen Kosten für den Wiederaufbau oder die Reparatur eines Gebäudes im Schadensfall vollständig zu decken. Dies bedeutet, dass die versicherte Summe zu niedrig angesetzt wurde und die Versicherung im Schadensfall nicht den vollen Betrag übernimmt, der zur Beseitigung der Schäden erforderlich wäre. Eine Unterversicherung kann für den Versicherungsnehmer erhebliche finanzielle Belastungen bedeuten, da er im Schadensfall einen Teil der Kosten selbst tragen muss.
Wie entsteht eine Unterversicherung?
Eine Unterversicherung entsteht in der Regel aus folgenden Gründen:
- Falsche Schätzung des Gebäudewerts: Wenn bei Abschluss der Versicherung der Wiederaufbauwert des Gebäudes zu niedrig angesetzt wird, kommt es zu einer Unterversicherung. Das kann passieren, wenn die Baukosten falsch eingeschätzt werden oder bestimmte wertsteigernde Aspekte des Gebäudes, wie hochwertige Materialien oder besondere Architektur, nicht berücksichtigt wurden.
- Wertsteigerungen durch Modernisierungen: Werden am Gebäude nach Abschluss der Versicherung Modernisierungen oder Umbauten vorgenommen (z. B. ein Anbau, eine neue Heizung oder eine Dachsanierung), ohne dass die Versicherungssumme entsprechend angepasst wird, kann eine Unterversicherung entstehen. Der tatsächliche Wert des Gebäudes steigt, während die Versicherungssumme unverändert bleibt.
- Inflation und steigende Baukosten: Über die Jahre hinweg steigen die Baukosten aufgrund von Inflation, höheren Materialpreisen und gestiegenen Löhnen. Wenn die Versicherungssumme nicht regelmäßig angepasst wird, entspricht der versicherte Wert nicht mehr den tatsächlichen Kosten für den Wiederaufbau des Gebäudes.
Wie wird eine Unterversicherung festgestellt?
Die Unterversicherung wird in der Regel erst im Schadensfall festgestellt, wenn der Versicherer überprüft, ob die versicherte Summe den tatsächlichen Wiederaufbaukosten des Gebäudes entspricht. Wenn die Versicherungssumme niedriger ist als der aktuelle Wert des Gebäudes, greift die sogenannte Unterversicherungsregel. Diese besagt, dass die Versicherung nur den prozentualen Anteil der Schadenssumme übernimmt, der dem Verhältnis zwischen der versicherten Summe und dem tatsächlichen Gebäudewert entspricht.
Beispiel:
- Der tatsächliche Wiederaufbauwert deines Hauses beträgt 500.000 Euro, aber deine Wohngebäudeversicherung ist nur auf 300.000 Euro abgeschlossen.
- Wenn ein Schaden von 100.000 Euro entsteht, übernimmt die Versicherung nur 60 % der Kosten (300.000 Euro versichert / 500.000 Euro tatsächlicher Wert = 60 %).
- Du erhältst also nur 60.000 Euro von der Versicherung und musst die restlichen 40.000 Euro selbst zahlen.
Folgen einer Unterversicherung
Eine Unterversicherung hat gravierende finanzielle Konsequenzen, da im Schadensfall nur ein Teil der tatsächlichen Kosten übernommen wird. Dies kann insbesondere bei großen Schäden wie einem Brand, einem Sturmschaden oder einem Wasserschaden zu erheblichen Kosten für den Eigentümer führen. Die Versicherungsleistung wird in diesem Fall proportional gekürzt, und der Versicherungsnehmer bleibt auf einem erheblichen Teil der Kosten sitzen.
Wie kann eine Unterversicherung vermieden werden?
Um eine Unterversicherung zu vermeiden, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Versicherungswert regelmäßig überprüfen: Es ist wichtig, den Wiederaufbauwert des Gebäudes regelmäßig zu überprüfen und die Versicherungssumme anzupassen. Dies sollte vor allem nach größeren Umbauten oder Modernisierungen geschehen, die den Wert des Gebäudes erhöhen.
- Neuwertversicherung: Viele Versicherer bieten an, das Gebäude zum Neuwert zu versichern. Das bedeutet, dass im Schadensfall die aktuellen Kosten für den vollständigen Wiederaufbau des Gebäudes erstattet werden, unabhängig vom Alter oder der Abnutzung des Gebäudes.
- Gleitender Neuwert: Um der Inflation und steigenden Baukosten entgegenzuwirken, bieten viele Versicherer eine gleitende Neuwertversicherung an. Dabei wird die Versicherungssumme jedes Jahr automatisch an die gestiegenen Baukosten angepasst, um eine Unterversicherung zu vermeiden. Dies erfolgt auf Basis des Baupreisindex, der vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht wird.
- Versicherungswert 1914: Die meisten Wohngebäudeversicherungen arbeiten mit dem Versicherungswert 1914, der es ermöglicht, den Wiederaufbauwert des Gebäudes unabhängig von der Inflation und den aktuellen Baukosten zu berechnen. Dieser Wert wird jährlich durch den Baupreisindex angepasst, sodass der Versicherungsschutz stets auf dem aktuellen Stand bleibt.
Fazit: Was ist eine Unterversicherung in der Wohngebäudeversicherung?
Eine Unterversicherung in der Wohngebäudeversicherung liegt vor, wenn der versicherte Wert des Gebäudes niedriger ist als die tatsächlichen Wiederaufbaukosten. Dies kann zu erheblichen finanziellen Einbußen führen, da die Versicherung im Schadensfall nur einen Teil der Kosten übernimmt. Um eine Unterversicherung zu vermeiden, ist es wichtig, den Wert des Gebäudes regelmäßig zu überprüfen und die Versicherungssumme entsprechend anzupassen. Ein Vergleich der Wohngebäudeversicherungen hilft dabei, den passenden Tarif mit ausreichendem Schutz zu finden.