Was passiert, wenn der Geschädigte eine höhere Forderung stellt?
Wenn der Geschädigte eine höhere Forderung stellt, als du oder deine Privathaftpflichtversicherung für angemessen haltet, übernimmt die Versicherung die Prüfung der Forderung. Die Versicherung fungiert dabei nicht nur als Schadensregulierer, sondern auch als dein rechtlicher Beistand. Sie prüft, ob die Forderung gerechtfertigt ist und verhandelt gegebenenfalls mit dem Geschädigten. Sollte die Forderung übertrieben oder unbegründet sein, wird die Versicherung versuchen, diese zu reduzieren oder gegebenenfalls abzuwehren.
1. Prüfung der Forderung durch die Versicherung
Zunächst prüft die Versicherung, ob die Forderung des Geschädigten berechtigt und angemessen ist. Die Versicherung schaut sich dabei die Höhe des Schadens, die Belege, und die rechtliche Grundlage an. Sie kann auch Gutachter beauftragen, um den Schaden genauer zu bewerten.
- Beispiel: Der Geschädigte verlangt eine sehr hohe Summe an Schmerzensgeld für eine leichte Verletzung. Die Versicherung wird hier prüfen, ob der geforderte Betrag im Verhältnis zum Schaden steht und nur eine angemessene Entschädigung zahlen.
2. Reduzierung der Forderung
Wenn die Versicherung zu dem Schluss kommt, dass die Forderung zu hoch ist, wird sie versuchen, die Ansprüche des Geschädigten zu verhandeln oder auf ein angemessenes Maß zu reduzieren. Sollte der Geschädigte nicht bereit sein, die Forderung zu reduzieren, kann es zu einem Rechtsstreit kommen.
- Beispiel: Ein Geschädigter fordert für einen Sachschaden mehr, als der tatsächliche Wiederbeschaffungswert beträgt. Die Versicherung wird in diesem Fall nur den Zeitwert oder den angemessenen Wiederbeschaffungswert zahlen und die Forderung entsprechend reduzieren.
3. Abwehr unbegründeter Forderungen
Falls die Forderung des Geschädigten unberechtigt oder stark überzogen ist, übernimmt die Versicherung auch die Abwehr der Forderung. In solchen Fällen kann die Versicherung die Ansprüche komplett zurückweisen und – wenn notwendig – auch gerichtlich abwehren. Die Versicherung übernimmt dabei die Prozesskosten und vertritt deine Interessen.
- Beispiel: Der Geschädigte verlangt für einen Bagatellschaden eine unverhältnismäßig hohe Summe. Die Versicherung wird diese Forderung ablehnen und im Zweifel vor Gericht abwehren.
4. Rechtsschutzfunktion der Privathaftpflichtversicherung
Deine Privathaftpflichtversicherung übernimmt im Falle von überhöhten oder unbegründeten Forderungen eine Rechtsschutzfunktion. Das bedeutet, dass sie dich vor ungerechtfertigten Ansprüchen schützt und die entsprechenden Rechtskosten trägt. Dies kann wichtig werden, wenn der Geschädigte versucht, dich zu verklagen, um eine höhere Entschädigung zu erhalten. Die Versicherung tritt in solchen Fällen als Rechtsvertretung auf.
- Beispiel: Ein Geschädigter verklagt dich, weil er der Meinung ist, dass die Schadenssumme nicht ausreichend ist. Deine Versicherung wird den Fall übernehmen und dich im Prozess vertreten.
5. Deckungssumme beachten
Wenn der Schaden die Deckungssumme deiner Privathaftpflichtversicherung übersteigt, musst du den Differenzbetrag selbst zahlen. Die Deckungssumme ist der maximale Betrag, den die Versicherung im Schadensfall übernimmt. Es ist daher ratsam, eine ausreichend hohe Deckungssumme zu wählen, um auch bei hohen Forderungen umfassend geschützt zu sein.
- Beispiel: Die Versicherung deckt bis zu 10 Millionen Euro für Personenschäden ab. Wenn der Geschädigte eine Forderung stellt, die diesen Betrag übersteigt, müsstest du für den Rest selbst aufkommen.
6. Außergerichtliche Einigung
In vielen Fällen versuchen Versicherungen, eine außergerichtliche Einigung mit dem Geschädigten zu erzielen. Dies spart Zeit und Kosten. Wenn der Geschädigte eine überhöhte Forderung stellt, könnte die Versicherung versuchen, einen Vergleich zu verhandeln, der für beide Seiten akzeptabel ist.
- Beispiel: Die Versicherung bietet dem Geschädigten eine angemessene Summe als Entschädigung an, um eine langwierige gerichtliche Auseinandersetzung zu vermeiden.
Fazit
Wenn der Geschädigte eine höhere Forderung stellt, prüft deine Privathaftpflichtversicherung diese Forderung auf Angemessenheit und Rechtmäßigkeit. Die Versicherung kann überhöhte Ansprüche reduzieren, unbegründete Forderungen abwehren und übernimmt im Streitfall auch die Rechtsvertretung. Wichtig ist, dass du eine ausreichende Deckungssumme in deiner Versicherungspolice hast, um bei hohen Schadensforderungen vollständig abgesichert zu sein. Ein Vergleich der Privathaftpflichtversicherungen hilft dir, den passenden Tarif mit der richtigen Deckungssumme zu finden.